Phytotherapie – die heilende Kraft der Pflanzen

Was ist Phytotherapie?

Das Wort phyton kommt aus dem Griechischen und bedeutet Pflanze. Die Phytotherapie, oder Pflanzenheilkunde, befasst sich mit der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten und Beschwerden durch pflanzliche Arzneimittel.

Die Pflanzenheilkunde ist kein alternatives Medizinkonzept, sondern sie wird der naturwissenschaftlich basierten Medizin zugerechnet. Sie gehört weltweit zu den ältesten medizinischen Praktiken. Erste Aufzeichnungen über den Einsatz von Arzneipflanzen bestehen aus dem Jahr 2.600 vor Christus. Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe bilden schon seit über 4.000 Jahren die Grundlage moderner Medizin. Ein Großteil der Inhaltsstoffe pharmazeutischer Medikamente entstammen ursprünglich der Natur – das Antibiotika Penicillin wurde beispielsweise vor knapp 100 Jahren in einem Schimmelpilz entdeckt.  

Was sind Phytopharmaka?

Phytopharmaka, also phytotherapeutische Arzneimittel, sind Medikamente, deren Wirkstoffe ausschließlich aus pflanzlichem Material bestehen. Dazu gehören u.a. Pflanzenextrakte, Pflanzenpulver oder Pflanzensekrete aber auch ätherische Öle. Heute sind rund 3.000 Pflanzen mit einer nachweislich heilenden Wirkung bekannt.

Phyto als Ursprung von Pharma

Die meisten pharmazeutischen Mittel werden entweder direkt aus einem Organismus gewonnen oder entstammen einer synthetischen Nachahmung eines natürlichen Stoffes. Es gibt sehr wohl auch Medikamente, die keine natürliche Substanz zum Vorbild haben, jedoch handelt es sich bei einem Großteil pharmazeutischer Wirkstoffe um Reproduktionen aus der Natur. Heute sind rund 70% aller zugelassenen Medikamente pflanzlichen Ursprungs.

Ein paar Beispiele:

Hippokrates hat schon 400 v. Chr. Silberweide verordnet, um Gelenkentzündungen zu lindern. Das heutzutage am häufigsten verwendete Schmerzmittel der Welt – Aspirin – besteht auf den Inhaltsstoffen der Silberweide.

Auch der erste Wirkstoff der Anti-Babypille entstammte aus einer Pflanze – genauer genommen der Wurzel der Yams-Pflanze aus Mexiko.

Eines der bekanntesten Beispiele ist das Medikament Morphium, welches aus dem im Schlafmohn enthaltenen Stoff Papaver somniferum gewonnen wird.

Was ist der Unterschied zwischen pflanzlichen und pharmazeutischen Heilmitteln?

Der Unterschied zwischen pharmazeutischen Heilmitteln, die in der klassischen Schulmedizin Anwendung finden und der Pflanzenheilkunde besteht darin, dass in der Phytotherapie immer ganze Pflanzen verwendet werden, während in der pharmazeutischen Medizin ein bestimmter Wirkstoff einer Pflanze isoliert und konzentriert wird. Die Konzentration führt zwar zu einer stärkeren Wirkung, kann jedoch gleichzeitig zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Weil Pflanzen neben den heilenden Inhaltsstoffen auch solche enthalten, die eine ausgleichende Wirkung haben, kommt es in der Phytotherapie viel seltener zu Nebenwirkungen und eher zu einer ganzheitlichen Heilung.

Was ist der Unterschied zwischen Phytotherapie und Homöopathie?

„Ähnliches mit Ähnlichem heilen“ – dieser Ansatz bildet die Grundlage der homöopathischen Lehre. In der Homöopathie kommen natürliche Mittel zum Einsatz, die unverdünnt ähnliche Symptome hervorrufen, wie die zu heilende Krankheit. Die Ausgangswirkstoffe werden dann mit Wasser oder Ethanol verdünnt – umso stärker verdünnt, je höher soll die Wirkkraft sein.

Wait … what? In der medizinischen Wissenschaft gilt: je mehr man von einem Wirkstoff einnimmt, umso stärker ist die Wirkung. Wie soll das in der Homöopathie umgekehrt möglich sein? Laut Homöopathen würden Reinstoffen zu starke Reaktionen auslösen. Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann ging davon aus, dass das Lösungsmittel (Wasser oder Ethanol) die Informationen der Substanz aufnimmt und das „individuelle geistartige Wesen“ auf das Wasser übertragen wird.

Im Gegensatz zur Phytotherapie und Pharmakologie, die beide evidenzbasiert und tiefgründig wissenschaftlich erforscht sind, ist die Homöopathie mit wissenschaftlichen Methoden nicht prüfbar. 

Welche Vorteile haben pflanzliche Heilmittel?

Kein hohes Suchtpotenzial

Bei chemisch-synthetischen Medikamenten ist das Suchtpotenzial relativ hoch, da nach einiger Zeit ein gewisser Gewöhnungseffekt auftreten kann. Das Abhängigkeitspotenzial ist besonders bei Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmitteln gegeben. Ihr Absetzen führt im Falle einer Sucht zu körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen und kann die Beschwerden sogar verschlimmern. Pflanzliche Arzneimittel sind wesentlich geringer dosiert und fördern den natürlichen Heilprozess im Körper, weshalb das Suchtpotenzial viel geringer ist als bei chemischen Präparaten.

Wenig bis keine Nebenwirkungen

Da pflanzliche Medikamente aus rein natürlichen Bestandteilen hergestellt werden, haben sie in der Regel wenig bis gar keine Nebenwirkungen. Phytopharmaka sind, im Gegensatz zu synthetischen Medikamenten, Vielstoffgemische, das heißt, sie enthalten immer ganze Pflanzenteile. So sind neben den heilwirksamen Stoffen auch andere, ausgleichende Stoffe in ihnen enthalten, die unter Umständen Nebenwirkungen vermeiden können.

Für die langfristige Behandlungen chronischer Erkrankungen geeignet

Pharmazeutische Medikamente eignen sich sehr gut, um akute Zustände zu heilen, pflanzliche Heilmittel hingegen, um chronische Krankheiten zu behandeln. Wenn starke chemische Arzneimittel über einen längeren Zeitraum eingenommen werden, ist die Gefahr einer Abhängigkeit groß. Außerdem lassen Nebenwirkungen nicht nach und beeinflussen das Leben der Betroffenen bedeutsam. Die Wirkung pflanzlicher Arzneimittel fördert den natürlichen Heilungsprozess im Körper und wirkt sich langfristig positiv auf uns und unsere Gesundheit aus. Hinzu kommt, dass die Wirkung meist nicht sofort einsetzt, sondern erste nach mehrtägiger Einnahme – wenn sich eine ausreichende Höhe an Wirkstoffen im Körper angesammelt hat.

Präventive Einnahme

Pflanzliche Mittel können nicht nur eingesetzt werden, um bestehende Erkrankungen zu behandeln, sondern auch um Krankheitszustände vorzubeugen.

Sicherheit und Qualität

Phytopharmaka sind wie klassische Medikamente tiefgründig wissenschaftlich geprüft und müssen, im Gegensatz zu homöopathischen Mitteln ein Zulassungsverfahren durchlaufen. Dabei sind Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachzuweisen.

Betrachtung des Menschen als Ganzes

Die Schulmedizin berücksichtigt bei der Diagnose und Behandlung lediglich einzelne Symptome einer Erkrankung. Die Naturheilkunde hingegen betrachtet den Menschen als Ganzes. Ziel ist es nicht einzelne Symptome kurzfristig zu lindern, sondern die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren.